Allgemeiner Überblick

Bestand

Die folgende Zusammenstellung und Dokumentation umfasst 31 Grenzsteine, die direkt am „Natur- und Kulturlehrpfad im Prüfeninger Holz“ liegen (Siehe Karte). Im Anhang wird auf weitere 9 historische Marksteine eingegangen, die sich in unmittelbarer Nähe des Lehrpfades befinden. Alle Grenzsteine wurden über den textlichen Beschrieb hinaus fotografisch festgehalten. Diese Bestandsaufnahme erfolgte im Wesentlichen in den Jahren 2006 bis 2008.


Lage und Reihenfolge


Die jeweiligen Standorte der Grenzsteine sind auf der beiliegenden topographischen Karte eingezeichnet. Die Reihenfolge der Auflistung und die Nummerierung der Steine entsprechen dem Wegeverlauf.


Größe


Die Größe der Grenzsteine variiert generell nach Herkunft, Alter und Funktion.
Während die Breite und Tiefe der Steine exakt gemessen werden konnte, bezieht sich die Angabe ihrer Höhe darauf, wie weit der Stein derzeit aus dem Boden ragt, da bei dieser Bestandsaufnahme (auch aus rechtlichen Gründen) keine weitergehenden Nachgrabungen vorgenommen wurden. Ein Stein, der auf dem Boden liegend gefunden wurde (Nr. 6), kann jedoch als Muster zumindest für diesen Typ von Grenzsteinen gelten (Nummern- oder Läuferstein). Er weist (incl. Sockel) eine Gesamthöhe von 50 cm auf. Der erst jüngst aus dem Boden gerissene Eck- und Wappenstein (Nr. 2) ist insgesamt 73 cm hoch.
Die sichtbare Höhe der Grenzsteine reicht von praktisch 0 cm (Nr. 29) bis 76 cm (Nr. 25). Die meisten Steine sind etwa 20 cm. hoch. Deutlich größere Steine sind äußerst selten.
Die Breite der Grenzsteine liegt nahezu durchgehend um die 20 cm. Die geringste Breite beträgt 15 cm (Nr. 20), die größte 37 cm (Nr. 27).
Die Tiefe der Steine ist meist nur geringfügig kleiner als ihre Breite.
Die Durchschnittstiefe beträgt 17 cm.


Material


Die alten klösterlichen Grenzsteine sind aus Sand- oder Kalkstein. Eine genaue Bestimmung fehlt noch. Interessant wäre eine darüber hinausgehende Zuordnung zu bekannten historischen Steinbrüchen im Raum Regensburg.
Die nach der Säkularisation (1803) gesetzten Grenzsteine sind ausnahmslos aus Granit. Auch hier wären eine exakte Gesteinsbestimmung und die Auffindung des Herkunftsortes (evtl. sogar des Bearbeitungsbetriebes) wünschenswert.


Form


Sämtliche alten Grenzsteine sind zumindest im sichtbaren Bereich vierkantig mit exakt rechtwinklig zueinander stehenden senkrechten Kanten und meist sorgfältig geglätteten Seitenflächen. Die Mehrzahl der historischen Steine weist einen verdickten, nur roh behauenen Fuß auf. Der obere Abschluss des Kopfes ist von der Breitseite her gesehen gerundet. Dabei weisen die barocken klösterlichen Grenzsteine eine nahezu halbkreisförmige Rundung auf, während die Grenzsteine des 19. Jhds. nur sehr flach abgerundet sind.
„Moderne“ Grenzsteine fallen deutlich kleiner und schlanker aus; Kanten und Seitenflächen sind weniger sorgfältig bearbeitet, das Kopfende ist flach.


Alter


Eine exakte Altersbestimmung der alten Grenzsteine entlang des Lehrpfades dürfte im Einzelnen sehr schwierig sein. Weit gefasst kann jedoch für die klösterlichen Steine der Begriff „Barockzeit“ als Orientierung dienen.
Nur 4 der 31 Grenzsteine zeigen eine Jahreszahl. Der älteste führt uns um 460! Jahre zurück ins Jahr 1547 (Stein Nr. 28)., zwei tragen die Jahreszahl 1657 (Nr. 2 und 27) und einer 1781 (Nr. 5). Die eingemeißelten Jahreszahlen dürften mit dem Jahr der Setzung des Steines identisch sein. Die Anlässe, derentwegen die Steine gesetzt oder später mit dieser Jahreszahl versehen wurden, sind noch nicht geklärt.
Die beiden Grenzsteine der Herrschaft Etterzhausen (Ligatur HE) (Stein Nr. 12 und 14) wurden offensichtlich erst nach der Säkularisierung 1803 und die Steine mit der Abkürzung StW (für Staatswald) (Stein Nr. 1 a, 1 b und 30) eindeutig erst nach Abschaffung der Monarchie im Jahre 1918 gesetzt.
„Moderne“ Grenzsteine unserer Tage fanden definitionsgemäß in der Auflistung historischer Grenzsteine keine Aufnahme.


Zeichen, Inschriften

Auf die auf den Grenzsteinen angebrachten Zeichen, Zahlen und Inschriften wird bei der Beschreibung der einzelnen Steine jeweils gesondert eingegangen.
Zusammenfassend kann jedoch Folgendes vorweggenommen werden:
Als Besitz ausweisende Hoheitszeichen treffen wir auf Wappen und Initialen.
Oft ist beides auf einem Stein vereinigt.

Als Initialen finden wir:
S E (= Sankt Emmeram) für das Kloster St.Emmeram Regensburg
C P (= Closter Prifling oder Claustrum Pruvelingense) für das Kloster Prüfening
H E als Ligatur (= Herrschaft Etterzhausen) für die ehemalige Hofmark Etterzhausen
K W = Königlicher Wald
StW = Staatswald

Wappendarstellungen gibt es:
für das Kloster St.Emmeram: Schlüssel und Palmzweig (mit und ohne Wappenschild),
für das Kloster Prüfening: ein Tatzenkreuz. (Dieses Tatzenkreuz steht immer in vereinfachter Form ohne Wappenschild zwischen den Initialen C und P.) Ein Balkenkreuz, das alternativ zum Tatzenkreuz als Wappenzeichen benutzt wurde, fand sich auf einem 2006 leider entwendeten Grenzstein im Lehrpfadbereich in der Nähe des Pfarrersteiges.

Zahlen liegen in zweierlei Form vor:
Jahreszahlen, die das Jahr der Setzung des Marksteins oder einer späteren Bestätigung der Grenze angeben. (Im Lehrpfadbereich: 1547, 1657, 1781)
Nummerierungen der Steine im Grenzverlauf. (Die Grenzsteine des ehemaligen Emmeramer Besitzes und heutigen Staatswaldes sind z.B. von 1 bis 71 durchnummeriert.)
Richtungszeichen (oder Weisungen), die den weiteren Grenzverlauf anzeigen:
Zeichen dieser Art lassen sich an den Grenzsteinen entlang des Lehrpfades kaum finden. Dies mag zum einen daran liegen, dass die Grenzlinien weitgehend gerade verlaufen und zum anderen an der doch starken Verwitterung der Steine an der Oberseite des Kopfes, an der diese Weisungen angebracht wurden. Nur zwei Ecksteine tragen hier noch gut sichtbare Rechtecke.


Besitzverhältnisse


Der Lehrpfad verläuft zum größten Teil im Staatswald oder an dessen Rand. Nur im westlichen Nordteil (entlang des Pfarrersteiges) befinden wir uns auf Privatgrund. Dieses Gebiet war bis zur Säkularisation 1803 Besitz des Klosters Prüfening, dann der Herrschaft Etterzhausen und ist heute in Privatbesitz. Das Areal des Staatsforstes ist bis auf einen Teil der Nordgrenze identisch mit dem ehemaligen Besitz des Klosters St.Emmeram. Selbst die alten Grenzsteine wurden weiterbenutzt. Die exakten Zeitpunkte und näheren Umstände des Besitzwechsels nach der Aufhebung der Klöster Prüfening (1803) und St. Emmeram (1810) bedürfen noch der Klärung.